Wie Sie Ihren Bürostuhl richtig einstellen – in 7 einfachen Schritten

Rückenschmerzen sind heute die häufigste arbeitsbedingte Beschwerde in Deutschland. 8 von 10 Büroangestellten leiden unter Verspannungen, weil sie täglich bis zu 9 Stunden in falscher Haltung sitzen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Bürostuhl Einstellung können Sie Beschwerden vorbeugen und Ihre Produktivität um bis zu 20% steigern.
In den nächsten 10 Minuten lernen Sie, wie Sie Ihren Arbeitsplatz in eine ergonomische Wohlfühlzone verwandeln – egal ob im Büro oder Homeoffice.
Die perfekte Ausgangsposition: So bereiten Sie sich vor
Bevor Sie mit dem Einstellen beginnen, nehmen Sie diese neutrale Grundhaltung ein:
- Setzen Sie sich ganz nach hinten an die Rückenlehne
- Füße flach auf den Boden stellen
- Schultern entspannt fallen lassen
- Arme locker neben dem Körper
Profi-Tipp: Stellen Sie sich seitlich vor einen Spiegel oder bitten Sie einen Kollegen um Hilfe – so erkennen Sie Fehlhaltungen sofort. Diese Grundposition ist essentiell für jeden Schreibtischstuhl richtig einstellen Prozess.
Überblick: Diese 7 Einstellungen verändern alles
Ihr Bürostuhl verfügt über verschiedene Verstellmöglichkeiten. Hier der Überblick:
- Sitzhöhe (Gashebel unter der Sitzfläche)
- Sitztiefe (bei hochwertigen Stühlen verstellbar)
- Rückenlehne & Lordosenstütze (Höhe und Wölbung)
- Armlehnen (Höhe, Breite, Tiefe)
- Kopfstütze (Höhe und Neigung)
- Sitzneigung (leichte Vorwärtsneigung möglich)
- Wippmechanik (Gegendruck der Rückenlehne)
Schritt-für-Schritt: Bürostuhl perfekt einstellen
Folgen Sie dieser bewährten Reihenfolge für optimale Ergebnisse. Jeder Schritt baut auf dem vorherigen auf, deshalb ist die richtige Abfolge entscheidend für Ihren Erfolg.
1. Sitzhöhe einstellen – Der wichtigste Schritt
Das Ziel: Ober- und Unterschenkel bilden einen Winkel von mindestens 90°, idealerweise 100-110°.
So geht's:
- Drücken Sie den Gashebel und heben/senken Sie den Sitz
- Kontrolle: Ihre Knie sollten etwas tiefer als die Hüfte sein
- Beide Füße stehen vollständig auf dem Boden
✅ Merksatz: "Oberschenkel fallen leicht nach vorn ab – als würde eine Murmel Richtung Knie rollen"
Profi-Tipp für kleine Personen: Nutzen Sie eine Fußstütze, wenn Sie sonst nicht richtig an den Boden kommen.
2. Sitztiefe anpassen – Beinfreiheit schaffen
Das Ziel: Vollständiger Kontakt zur Rückenlehne ohne Druck in den Kniekehlen.
So geht's:
- Rutschen Sie ganz nach hinten an die Lehne
- Kontrolle: 2-3 Finger passen zwischen Sitzvorderkante und Kniekehle
- Bei verstellbaren Stühlen: Sitztiefe entsprechend anpassen
✅ Merksatz: "Eine Handbreit Platz vor der Wade – voller Rückenkontakt ohne Knie-Druck"
3. Rückenlehne & Lordosenstütze – Der Rücken-Retter
Das Ziel: Die Lendenwirbelstütze sitzt genau auf Gürtelhöhe.
So geht's:
- Verstellen Sie die Lehnenhöhe, bis die dickste Wölbung Ihren unteren Rücken stützt
- Bei separater Lordosenstütze: Wölbung so einstellen, dass kein Druck entsteht
- Kontrolle: Ihr Becken hat durchgehend Kontakt zur Lehne
✅ Merksatz: "Die Lordosenstütze gehört auf Gürtelhöhe – nicht höher, auch wenn's anfangs ungewohnt ist"
⚠️ Häufiger Fehler: Viele stellen die Stütze zu hoch ein, weil es bequemer scheint. Geben Sie der korrekten Position ein paar Tage Zeit!
4. Armlehnen einstellen – Schultern entlasten
Das Ziel: 90°-Winkel im Ellbogen bei entspannten Schultern.
So geht's:
- Höhe: Armlehnen auf Höhe der Tischplatte einstellen
- Breite: Schulterbreit positionieren – nicht zu eng, nicht abgespreizt
- Tiefe: So nah an den Tisch, dass die Lehnen nicht anstoßen
✅ Merksatz: "Unterarme liegen entspannt auf – Schultern weder hochgezogen noch hängend"
Profi-Tipp: Armlehnen und Schreibtisch sollten eine Ebene bilden für optimale Unterstützung.
5. Kopfstütze einstellen – Nacken schonen
Das Ziel: Natürliche Kopfhaltung ohne Druck nach vorn oder hinten.
So geht's:
- Höhe: Stütze auf Nacken- oder Hinterkopfhöhe positionieren
- Tiefe: So einstellen, dass Ihr Kopf in neutraler Position bleibt
- Kontrolle: Kein Druck, kein Überstrecken
✅ Merksatz: "Die Kopfstütze hält, ohne zu drücken – Entlastung für die Halswirbel"
6. Sitzneigung justieren – Becken aufrichten
Das Ziel: Leichte Vorwärtsneigung für aufrechte Wirbelsäule.
So geht's:
- Kippen Sie die Sitzfläche minimal nach vorn (2-4°)
- Kontrolle: Sie rutschen nicht nach vorn
- Das Becken kippt leicht nach vorn – natürliche Rückenkrümmung
✅ Merksatz: "Minimal nach vorn geneigt unterstützt den Rücken – aber nur so weit, dass Sie stabil sitzen"
7. Wippmechanik einstellen – Bewegung aktivieren
Das Ziel: Leichtes Zurücklehnen möglich, sanfte Unterstützung beim Aufrichten.
So geht's:
- Entriegeln Sie die Wippmechanik (meist Hebel unter dem Sitz)
- Stellen Sie den Gegendruck am Drehknauf ein
- Test: Lehnen Sie sich zurück – sollte leicht gehen, aber nicht "wegklappen"
✅ Merksatz: "Wippen erwünscht! Stellen Sie den Widerstand so ein, dass Bewegung möglich ist, ohne wegzukippen"
⚠️ Wichtig: Blockieren Sie die Lehne nur in Ausnahmefällen – dynamisches Sitzen ist gesünder!
Kontroll-Checkliste: Ist alles richtig eingestellt?
Gehen Sie diese Punkte durch:

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Die 5 häufigsten Einstellungsfehler (und wie Sie sie vermeiden)
Selbst bei bester Absicht passieren Fehler. Diese fünf Stolpersteine begegnen uns täglich in deutschen Büros – erkennen Sie sich wieder?
1. Stuhl an falschen Tisch angepasst
❌ Fehler: Sitzhöhe nach Tischhöhe richten statt nach Körpermaß
✅ Lösung: Erst Stuhl an Körper anpassen, dann Tischhöhe adjustieren
2. Lordosenstütze zu hoch eingestellt
❌ Fehler: Wölbung stützt Rippen statt unteren Rücken
✅ Lösung: Auf Gürtelhöhe einstellen, auch wenn's anfangs ungewohnt ist
3. Rückenlehne dauerhaft blockiert
❌ Fehler: Statisches Sitzen durch fixierte Lehne
✅ Lösung: Wippmechanik aktivieren, dynamisch sitzen
4. Zu weit vorn auf der Sitzfläche
❌ Fehler: Kein Rückenkontakt, Lehne wird nicht genutzt
✅ Lösung: Ganz nach hinten rutschen, Lehne als Stütze nutzen
5. Armlehnen falsch positioniert
❌ Fehler: Zu hoch → Schultern hochgezogen, zu niedrig → hängende Haltung
✅ Lösung: Auf Tischhöhe einstellen, 90° im Ellbogen
Spezielle Tipps für verschiedene Nutzergruppen
Nicht jeder Körper ist gleich, nicht jeder Arbeitsplatz identisch. Diese gezielten Empfehlungen helfen Ihnen, auch in besonderen Situationen ergonomisch zu arbeiten.
Für kleine Personen (unter 1,65m)
- Fußstütze nutzen: Wenn Füße nicht flach am Boden stehen
- Niedrigere Gasfeder: Bei sehr kleinen Personen eventuell erforderlich
- Tiefere Sitzfläche: Darauf achten, dass Oberschenkel vollständig aufliegen
Für große Personen (über 1,85m)
- Höhenverstellbarer Tisch: Standard-Schreibtische oft zu niedrig
- XXL-Stühle: Bei Bedarf Stühle mit größerer Sitzfläche und höherer Lehne
- Monitor höher: Bildschirm eventuell auf Monitorsockel stellen
Homeoffice ohne Profi-Stuhl
- Improvisation: Küchenstuhl + Lendenkissen + Fußbank
- Prioritäten setzen: Erst Sitzhöhe, dann Rückenstütze organisieren
- Häufiger bewegen: Bei schlechterem Stuhl noch wichtiger
Für Vielsitzer und Gamer
- Gleiche Regeln: Gaming-Stühle nach denselben Prinzipien einstellen
- Extra Pausen: Bei langen Sessions alle 45 Minuten unterbrechen
- Nacken entlasten: Kopfstütze besonders wichtig bei zurückgelehnter Haltung
Bei Rückenproblemen
- Ärztlichen Rat einholen: Bei akuten Beschwerden Experten konsultieren
- Dynamisches Sitzen: Besonders wichtig für die Bandscheiben
- Zusätzliche Stütze: Lendenkissen als Ergänzung zur Lordosenstütze
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie oft sollte ich meinen Bürostuhl neu einstellen?
Bei jedem Nutzerwechsel sofort. Ansonsten alle 3-6 Monate überprüfen oder wenn Beschwerden auftreten. Ihr Körper verändert sich, Ihre Einstellungen sollten mithalten.
Was tun, wenn der Stuhl trotz richtiger Einstellung unbequem ist?
Möglicherweise ist der Stuhl nicht für Ihre Körpermaße geeignet. Eine korrekte richtige Einstellung Bürostuhl funktioniert nur bei passenden Proportionen. Gute Bürostühle haben einen Einstellbereich für 1,50m bis 1,95m Körpergröße. Bei Extremwerten können Spezialstühle nötig sein.
Sind Sitzball oder Hocker eine Alternative zum Bürostuhl?
Nur zeitweise. Sitzbälle trainieren die Rumpfmuskulatur, bieten aber keine Rückenstütze für längeres Arbeiten. Als Abwechslung für 30-60 Minuten am Tag durchaus sinnvoll.
Mein Stuhl hat keine Lordosenstütze – was nun?
Nutzen Sie ein ergonomisches Lendenkissen oder eine aufblasbare Lendenstütze. Diese können Sie an der richtigen Stelle (Gürtelhöhe) positionieren.
Wie erkenne ich, ob mein Bürostuhl zu alt ist?
Antwort: Nach 8-10 Jahren lassen Polsterung und Mechanik nach. Wenn sich Einstellungen nicht mehr halten oder der Stuhl durchgesessen ist, wird's Zeit für einen neuen.
Fazit
Ein perfekt eingestellter Bürostuhl ist keine Bequemlichkeit – er ist die Grundlage für Ihre Gesundheit und Produktivität. Die 10 Minuten, die Sie heute in die richtige Einstellung investieren, können Ihnen Jahre voller Rückenschmerzen ersparen.
Ihr nächster Schritt:
- Heute: Gehen Sie die Checkliste durch und stellen Sie Ihren Stuhl neu ein
- Diese Woche: Integrieren Sie Bewegungspausen in Ihren Arbeitsalltag
- Langfristig: Überdenken Sie die Anschaffung eines höhenverstellbaren Schreibtischs und eines hochwertigen ergonomischen Bürostuhls.
Ihr Rücken wird es Ihnen danken – versprochen!
Profi-Tipp: Merken Sie sich diesen Leitfaden von sihoo. Es ist normal, nach einem Urlaub oder längerer Homeoffice-Zeit die optimalen Einstellungen zu vergessen und neu anpassen zu müssen.
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